POP
Andrew Combs
ALL THESE DREAMS
Loose/RTD
CD
(39’)
Auch
als LP
erhältlich
Nach
seinem
D ebüt
„W orried
M an“ als Songschreiber-Talent in
der Nachfolge Großer wie M ickey
Newbury, Jackson Browne und Tom
T. Hall gerühm t, benennt Andrew
Combs als Inspiration fü r sein
zweites Album keine Geringeren als
Roy Orbison und Paul Simon. Bei
„In The Name Of You“ und „Long
Gone Lately“ ist Pop-Pathos des
Ersteren auch in der Produktion
unverkennbar. Zur Tradition klas-
sischer Country-Heuler bekennt er
sich m it „A ll These Dreams“ . Der
unwiderstehliche Ohrwurm hier ist
„N othing To Lose“ : Der klingt wie
ein verschollener Jim Croce-Klas-
siker!
F. Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Samba Touré
GANDADIKO
Glitterbeat/Indigo CD
(auch als LP
erhältlich) (44’)
„G andadiko“ bedeutet ^ re n n e n -
des Land‘. Samba Toures d ritte r
A lbum -Titel bezieht sich sow ohl
auf die Dürre wie auf den Krieg in
der Sahel-Zone. Aus der Schule von
Malis Blues-M eister Ali Farka Toure
stammend, in dessen Gruppe er En-
de der
9
oer-Jahre spielte, reflektiert
der bei Tim buktu geborene Sänger
und G itarrist zwei Jahre nach dem
Album „A lb a la “ erneut die Prob-
leme seines Landes. Der Schwer-
punkt liegt auf Swing und Gesang,
die M usik b le ib t au f w enige A k-
korde und Klangfarben beschränkt.
Damit bildet Toures hypnotischer
Groove die karge Landschaft seiner
Heimat erstaunlich gut in seinen
Songs ab.
wz
MUSIK
KLANG ★ ★ ★
Mark Ronson
UPTOWN SPECIAL
RCA/Sony CD
(auch als LP
erhältlich)
(37’)
Einem erfolgreichen Produzenten
wie Mark Ronson fä llt es natürlich
leicht, für sein eigenes Album Super-
stars zu rekrutieren. Weder Stevie
Wonder noch Bruno Mars gaben ihm
einen Korb, als er sie ins Studio bat.
Doch dem Briten geht es nicht allein
darum, namhafte Kollegen als Hitga-
ranten zu gewinnen. Er hat die Gabe,
Nachwuchstalente wie Keyone Starr
zu entdecken. Die US-Sängerin ver-
edelt m it ihrer Chaka-Khan-artigen
Stimme Songs wie „I Can’t Lose“
und passt perfekt zum Old-School-
Sound, der
7
oer-Jahre-Soul m it
Funk fusioniert. Allein die Single
„U ptow n Funk“ ist rhythm isch so
quicklebendig, dass sie gleich beim
ersten Hören zündet.
d l
MUSIK ★
★
★
★
KLANG
KEINE BEWERTUNG DA M P3
Steven Wilson
HAND. CANNOT. ERASE.
Kscope/Edel CD
V
.O
.: 27.2. (auch als LP)
Seinem Überraschungscoup m it
„The Raven That Refused To Sing“ ,
Platz drei der deutschen Charts,
lässt Steven W ilson (Porcupine
Tree) ein Konzeptalbum auf gleich
hohem Niveau folgen. Angestoßen
wurde das am bitionierte W erk vom
belegten Fall der jungen Londone-
rin Joyce Vincent, die drei Jahre lang
to t in ihrer W ohnung lag, bevor es
irgendjem andem auffiel. Ausge-
hend von diesem Einzelschicksal
m acht sich der Brite so seine
Gedanken über die Anonym ität in
Großstädten. In pseudoklassischen
P ianosequenzen,
sph ärische n
Sounds und anderen Elementen
des Progrock find et er die hierzu
passenden Klangm ittel.
ha ke
MUSIK ★
★
★
★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
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Jahr, im M inu tentakt ändert sich
das
W etter.
V ie lle ic h t
haben
V okalistin Constanze Friend und
G ita rrist Thom as Fellow „A b o u t
A p ril“ ja in A nspielung auf ihre e i-
gene W andlungsfähigkeit als Titel
gew ählt. A u f dem soliden zehn-
ten Album , das bei einem neuen
Label e rsch e in t, w echseln sie
jedenfalls in rascher A bfolge die
S tim m ungen, S oundfarben und
S tilgenres. Die M inig rup pe, die
m it einer Stimme und zwei Händen
auskom m t, sprin gt hier gekonnt
vom
A k u s tik -S o u l
zu
N e o fo lk,
zur
elegischen Ballade,
zu C ountry-N ahem ,
zum
F unkgroove.
Ein M u sikd ia lo g in
diversen Klangspra-
chen.
ha ke
A p ril - m e teorologisch gesehen
w ohl der v ie lfä ltig s te M onat im
Friend 'n Fellow
ABOUT APRIL
Doctor Heart/In-Akustik CD
(39')
MUSIK ★ ★ ★ ^
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
Constanze Friend
(links) und Thomas
Fellow haben einen
eigenen Akustik-
Sound geprägt
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
ü
Asaf Avidan
GOLD SHADOW
Polydor/Universal CD
(44')
Asaf Avidan verfügt über eine Stim -
me m it hohem W iedererkennungs-
w ert. Seinem Kopfgesang - selbst
die höchsten Töne trifft er exakt
- kann sich ein aufgeschlossener
Hörer nur schwer entziehen. Mal
sehnsüchtelt er, mal barm t er, mal
fleh t er - schließlich dreht sich bei
ihm alles um Herzschmerz. Der
3 4
-Jährige sin g t vom Scheitern
seiner Beziehung, obwohl sie noch
in Takt zu sein schien, als er m it der
Album produktion begann. M ittle r-
weile hat er sich aber w irklich von
seiner Freundin getrennt. Da darf
er zu Recht in wohligstem S elbst-
m itleid baden.
Der israelische Singer/Songwri-
ter leistet sich nicht ein schwaches
Lied, jede Nummer ist ein Volltreffer.
Einige Stücke klingen, als wären
sie in den
6
oer-Jahren entstanden,
andere sind fest in der Gegenwart
verwurzelt. In seiner M usik, bei der
M olltonarten dom inieren, kom m t
neben Klavier, Akkordeon und Geige
auch mal die elektrische Gitarre zum
Einsatz. „Over My Head“ verschmilzt
virtuos Avidans Folk-Wurzeln m it
5
os-Pop. Ins epische „M y Tunnels
Are Long And Dark These Days“
flechtet der Diplomatensohn Maria-
chi-Elemente ein, darauf folgt m it
„G old Shadow“ eine m elodram a-
tische Ballade. Ein Frauenchor be-
gleitet „Let’s Just Call It Fate“ . „The
Jail That Sets You Free“ setzt auf
Indie-Rock m it hübscher M elodie-
führung, „Bang Bang“ verlegt sich
auf verschrobenen Country-Blues,
und beim minim alistischen „The La-
byrinth Song“ oder beim filigranen
„Fair Haired Traveller“ regiert die
akustische Gitarre.
Der Sound bewegt sich irgend-
wo zwischen Bing Crosby, Leonard
Cohen, Bob Dylan und Billie H oli-
day - eine spannende Mischung,
die diese Platte in Zeiten des
M ainstream -P op-E inerleis nicht
nur atm osphärisch, sondern auch
künstlerisch zu einer Rarität macht.
D a g m a r L e is ch o w
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★
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STEREO 3/2015 121